Bernd Ludwig/Schauspieler
 
         

"Die Wette des Niccolo Machiavelli"

Nach: Maurice Joly "Gespräche in der Unterwelt" von 1864
Textfassung und Regie: Ulf Borchardt
Mit: Helmut Krauss u. Bernd Ludwig
Premiere: Okt. 2009

Ich habe diese Aufführung hier genannt, weil es meine letzte Theaterproduktion ist, an der ich beteiligt war, und gleichzeitig die erste, mit der ich mich in Berlin vorstellen konnte.
Wir hatten  diese Produktion nämlich schon einmal, in der gleichen Besetzung, vor zwanzig Jahren bei den Vaganten angeboten. Es reizte uns (unterstützt durch den Fonds der dezentralen Kulturarbeit) in der alten Sauna des Stadtbad Steglitz diesen  unverändert aktuellen Disput noch einmal vorzustellen und auf ihre Aktualität zu überprüfen. Wir fühlten uns bestätigt.

Aus unserer Ankündigung
DIE WETTE DES NICOLO MACHIAVELLI
Seien Sie Zeuge einer außergewöhnlichen Begegnung: Der französische Philosoph MONTESQUIEU (1689–1755) trifft den florentinischen Diplomaten und Philosophen MACHIAVELLI (1469-1527). MONTESQUIEU – Vater einer modernen Demokratie, MACHIAVELLI – Verfechter eines fürstlichen Absolutismus.
Ohne diese beiden Männer wäre unsere Welt nicht so, wie sie ist. 1864 schrieb MAURICE JOLY „Die Gespräche in der Unterwelt“ und lässt in diesen Disput die beiden Protagonisten der Weltgeschichte aufeinander prallen. MACHIAVELLI provoziert MONTESQUIEU zu einer Wette: "Jedes demokratische System in kürzester Zeit in eine absolute Herrschaft umzukrempeln."
Meine Damen und Herren! Seien Sie Zeuge bei diesem „Streit in der Hölle“.

Aus einer Kritik im TIP anlässlich der Vorstellung bei den Vaganten
Keine Bühne. Eine Tafel und ein Stück Kreide sind die ganze Ausstattung. Dazwischen zwei Schauspieler – die Oberlehrer? Man befürchtet eine lang­weilige Nachhilfestunde in Staatstheorie mit Absolutismus, Gewaltenteilung, usw. Denkste! -
Begegnen kann bei den Vaganten einer seltenen Spannung, die einzig aus gnadenloser Logik bestritten wird. Ein Diktator bedient sich demokratischer Institutionen, um sie zum Zwecke seines Machtwahns umzufunktionieren. Man wundert sich nach dem Verlauf des Abends nicht mehr, warum F.J. Strauss den Italiener Machiavelli unter seine Lieblingsschriftsteller rechnet. Ein bedrohlich über der Geschichte aufdämmernder Horizont wird sichtbar: Watergate, Adolf Hitler erscheinen nicht mehr als Exesse krankhaften Denkens, welches beseitigt werden kann - es begründet eine Gegenwelt zu
allen Versuchen, Freiheit ungeheuchelt in die Wirklichkeit zu übertragen. –
Die politischste Theaterproduktion, die zur Zeit in Berlin geboten wird.

 

 

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 © 2010 Bernd Ludwig