Bernd Ludwig/Schauspieler
 
         

Regie: Israel Olschan
1985

Eigenproduktion in einem Kohlenkeller in Kreuzberg

"Aufzeichnungen aus dem Kellerloch"
(Dostojewskij)


Die Bearbeitung dieses Romans von Dostojewskijs war meine erste und auch meine bislang erfolgreichste Eigenproduktion. 96 ausverkaufte Vorstellungen mit z.T. zweiwöchiger Wartezeit sind für eine Off-Theater-Produktion sehr ungewöhnlich und nicht durch die Qualität der Produktion allein zu erklären. Es bedarf schon eines großen Glücks am rechten Ort zur rechten Zeit mit dem richtigen Text zur Stelle zu sein.

Dazu schrieb die FINANCIAL TIMES
A cellar hole-in-the-wall on a dank rainy evening provides in appropriate setting for Dostoyevsky`s Notes from the Underground. Indeed, the resemblance between Oranienstraße, a main dragin Berlin-Kreuzberg, and reproduced sketches of equivalent Hinterhof settings in the Petersburg of Dostojevskys time is not only striking, but exactly the visual component to make the modest produktion memorable.

"Genug davon, wo bleibt das Positive? Das findet sich im tiefsten SO 36. (...)Für Leute mit Klaustrophobie ist das nichts, aber was Bernd Ludwig und Gitta Walchner heir unter der Regie von Israel Olschan erarbeitet haben, ist des Ansehen und Anhören unbedingt wert.. (...)Bernd Ludwig ist der Hauptträger des eigentlich handlungsarmen Textes, er höhnt, er trauert, wütet bestürzend und betreffend. Gitta Walchner als Lisa zeigt stille Gesten, halbe Blicke auf diesen Wüterich, im Stück eine zurückhaltende moralische Siegerin. Intensives Zusammenspiel."
SFB (Galerie des Theaters)

"(...)Nicht Zuschauer, sondern Voyeure dringen in die Unwirtlichkeit eines menschlichen Daseins ein und lauschen ihm seine Geschichte ab. Der "Bericht aus dem geheimen Untergrund des Bewußtseins" stellt die zynischen und zugleich hilflosen Phantasien eines weltabgewandten Intellektuellen zur Schau. Unter der Regie von Israel Olschan kommt ein Kellermensch (Bernd Ludwig, der auch die Bühnenfassung des Prosatextes besorgte) ans Tageslicht, der als letzte Konsequenz in dieses Rattenloch flüchtet. Wohl dosiert und sich langsam steigernd baut Ludwig seinen philosophischen Monolog auf, um sich, im magischen Zirkus der Kellerwände gefangen, in gehemmte Wutausbrüche zu versteigen. Er trägt den Hemmschuh des Skeptikers, und wie sehr er sich auch geistig windet, geizt er ansonsten mit Gesten, legt alle Gewalt in seine stimmgewaltige Sprache, und durch raffinierten Tonwechsel vereint er zwei Figuren auf seine Person: den Erzähler und den Kellermenschen. (...)"
TAGESSPIEGEL

"Dostojewskij veröffentlichte seine Erzählung 1864. Die Besucher, die dem ehemaligen Beamten des zaristischen Rußland beim Lautdenken zuhörten, vergaßen ganz schnell die 120 Jahre Unterschied. (...)"
TAZ

"Bernd Ludwig gibt dieser gescheiterten Existenz eine hinreißende Gestalt. Glänzend setzte er den inneren Widerspruch des Aussteigers zwischen der Freiheit im Versteck und der ersehnten Freiheit in der normierten Gesellschaft in Szene. Seine ausgereifte Mimik und Gestik und die wohlüberlegten sparsamen aber wirkungsvollen Bewegungen auf den wenigen Quadratmetern legen sich wie eine süße Glasur über die literarische Feinkost, die mit Spott, Selbstkritik und permanenter Skepsis das Gewissen martert."
BERLINER MORGENPOST

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